(Unfreiwillige) Komik im lyrischen Werk Friederike Kempners
Die deutsche Schriftstellerin Friederike Kempner schreibt im 19. Jh. Gedichte, die von ihrer Leserschaft als äußerst komisch empfunden werden. Jene Rezeption führt dazu, dass sie unter diversen Spottnamen große Bekanntheit erlangt und als eine der schlechtesten Dichterinnen Deutschlands in die Literaturgeschichte eingeht. Bis heute haftet ihr dieser Ruf an, wodurch sie oftmals als Beispiel für misslungene Poesie angeführt wird. In dieser Arbeit werden die Ursachen für die Komik des lyrischen OEuvres Kempners untersucht, indem es zunächst zeitlich verortet wird und die Hauptmerkmale der entsprechenden Strömung(en) herausgearbeitet werden. Auf der Basis jenes Merkmalssets werden anschließend im Rahmen der Analyse verschiedener KempnerGedichte etwaige poetologische Abweichungen rekonstruiert. Auch die Reaktion der Öffentlichkeit wird in Bezugnahme auf die literaturkritische Rezeption und Parodien der Gedichte Kempners skizziert. Dabei zeigt sich, dass Friederike Kempners Lyrik durchaus Voraussetzungen für ihre Wahrnehmung als komisch bietet, insbesondere ob ihrer wirklichkeitsfremden, teils katachrestischen Bildsprache, ihrer sentimentalen Tonalität und ihrer missglückten Imitation romantischer sowie klassischer Dichtkunst. Diese Abweichungen von den poetologischen Normen und dichterischen Konventionen der Schaffenszeit Kempners und der damit verbundene Effekt werden jedoch durch die überwiegend männliche, sexistisch abwertende Literaturkritik sowie Parodisten, die das lyrische Werk Kempners degradieren, übersteigert dargestellt.